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Presse

Reaktion auf die Kritik über das Grosse Concert

Leserbrief an die Leipziger Volkszeitung

Reaktion auf die Kritik über das Grosse Concert am 05. Mai im Gewandhaus

Sehr geehrter, lieber Herr Korfmacher,

wir waren am 5. Mai im Gewandhaus und haben zweifellos ein – im Wortsinn – „Grosses Concert“  erlebt. Den Abend mit Andris Nelsons und seinem Boston Symphony Orchestra haben wir mit Spannung erwartet und haben danach viele, gute Gründe, uns auf Andris Nelsons als Gewandhauskapellmeister zu freuen.

Es besteht durchaus Grund zu der Annahme, dass dieses Konzert auch Aufmerksamkeit über das Publikum im Saal, vielleicht sogar über den klassikaffinen Teil der Bevölkerung  hinaus, gefunden hat – immerhin ist das Gewandhausorchester für Leipzig ein wesentlicher Standortfaktor und sein Wohl und Weh interessiert auch Menschen, die nicht zum regelmäßigen Publikum von Klassikkonzerten gehören.

Für all jene, die an diesem Abend nicht im Saal waren, ist Ihr Artikel vom 7. Mai nun ein, wenn nicht das „Schaufenster“ zu diesem, so wichtigen Ereignis. Leider wird er dieser Herausforderung nicht gerecht. Nicht deshalb, weil er nicht kundig geschrieben ist. Das ist er ohne Zweifel.
Allerdings vergeben Sie die Chance, einen Kreis über den (leider) begrenzten Kreis der Klassikfreunde hinaus anzusprechen, vielleicht auch neugierig zu machen. Vielmehr ergehen Sie sich über Gebühr in ein Fachsprech, eine Nabelschau, ja intellektuelle Selbstbefriedigung.

Ein Beispiel? – Bitteschön: „So treten die ersten aus dem Metrum gefallenen Töne von Cello, Horn und Harfe ins sanfte Licht des Anfangs, schnell verschattet von tremolierenden Bratschen, schichten sich immer mehr Motive, Bruchstücke, Linien darüber, bilden Allianzen, gehen wieder auseinander um am Ende dieses gewaltigen Andante comodo in der flirrenden Körperlosigkeit der Streicher-Flageotts zu zerstäuben“. Hä???

Oder: „…Mit dem Ergebnis einer strukturellen Unentrinnbarkeit, die das finale Nichts umso trostloser wirken ließ.“

Und, nicht zu vergessen: „Ohne offensichtlichen Zwang lässt Nelsons eine Großform sich selbst zeugen, deren Logik im Moment entsteht.“

Genau! Fein beobachtet! Nichts wie hin, das muss man hören, schade, dass man an diesem Abend nicht dabei war. Beim nächsten Konzert dann aber gewiss, dann muss man selbst dabei sein… oder?

Im Ernst: die Chance, viele Leute (gerade jüngere Leser) anzusprechen, neugierig zu machen war gerade bei der Kritik dieses Konzerts groß. Sie haben sie leider nicht genutzt – wie schade! Aber es gibt ja dafür noch viele Möglichkeiten in der Zeit, die uns Leipzigern mit dem neuen Kapellmeister bevor steht.

Deshalb schreiben wir Ihnen diese Kritikkritik.

Katharina und Uwe Hitschfeld

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