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Kommunikation nicht erst, wenn‘s brennt…

„Reallabore der Energiewende“: Kommunikation nicht erst, wenn‘s brennt…

Kommen die „Reallabore der Energiewende“ des BMWi wirklich ohne Kommunikation, Partizipation und Akzeptanzmanagement aus?

Kaum ein Tag vergeht, an dem wir nicht (auch) von ermutigenden Dingen zum Wirtschaftsstandort Deutschland erfahren. Man beschwört die Innovationskraft des Landes und die Notwendigkeit, klug in Infrastruktur und Bildung zu investieren. Gerade die Debatte um den mit dem Ausstieg aus der Kohleverstromung erfolgenden Strukturwandel strotzt von solchen Schlagwörtern.

Das BMWi hat vor wenigen Wochen die Sieger des Ideenwettbewerbs „Reallabore der Energiewende“ bekanntgegeben: 20 Projekte, mit denen Innovationen angeregt, interdisziplinäre, anwendungsnahe Forschung und Entwicklung gefördert und so das Kernprojekt einer neuen Klimaschutz- und Energiepolitik in Deutschland – die Energiewende – vorangebracht werden soll.

Was uns auffällt: In keinem der veröffentlichten Projektsteckbriefe ist davon die Rede, Kommunikation, Partizipation oder ein strategisches Akzeptanzmanagement von Beginn an angemessen in die Überlegungen einzubeziehen. Fragt man nach, so erhält man ebenso erstaunliche wie bekannte Antworten: Das Projekt sei „eigentlich nicht akzeptanzkritisch“, man werde „zu gegebener Zeit über Kommunikation nachdenken“ oder man „befände sich in Industriegebieten, so dass Partizipation nicht erforderlich sei“.

Was für ein Missverständnis!

Unter uns Ingenieuren (LeserInnen anderer Qualifikation beenden ihre Lektüre hier bitte nicht!) gefragt: Was erschwert, verzögert oder verhindert denn heute die Einführung von neuen Techniken und Technologien? Die mangelnde Ingenieurskunst? Oder eher gesellschaftliche Widerstände und Vorbehalte?

Ganz unabhängig von der Art des Projektes und der Frage, ob und wie stark es derzeit als akzeptanzkritisch beurteilt wird – in jedem Fall müssen in den heutigen Zeiten Akzeptanz und angemessene Partizipation in die Vorbereitung und Realisierung – und zwar von Beginn an – in die Projektentwicklung und Umsetzung integriert werden. Dies trifft natürlich auch – oder gerade – auf Innovation, die Entwicklung und Einführung neuer Technologien usw. zu.

Gerade bei den Reallaborprojekten, die ja Innovation voran bringen sollen, ist es ein wichtiges Signal, dass die gesellschaftlichen Erwartungen an Partizipation, Kommunikation und Akzeptanzmanagement von Beginn an Teil der Entwicklung sind. Geschieht dies nicht oder nicht ausreichend, ist die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen, Verzögerungen, unkalkulierbaren Widerständen und der Einflussnahme Dritter signifikant größer.

Deshalb empfehlen wir den Akteuren, insbesondere den Konsortialpartnern der ausgewählten Projekte, nicht erst eine Feuerwehr zu kaufen, wenn‘s brennt.

 

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