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Blaue U-Bahn von vorne

Akzeptanzkommunikation für die Erweiterung der Münchner U-Bahn

Der Neubau einer U-Bahn-Strecke im Stadtgebiet ist ein Infrastrukturvorhaben, das hinsichtlich seiner Komplexität wohl kaum zu übertreffen ist. Die zu lösenden Herausforderungen sind dabei bei weitem nicht nur technischer Natur. Eine Vielzahl von Stakeholder-Gruppen muss identifiziert, über den gesamten Projektzyklus angesprochen und informiert und wo möglich in den Prozess eingebunden werden.

Seit Sommer 2020 unterstützt das Büro Hitschfeld die Stadt München beim Aufbau einer datengestützten Akzeptanzkommunikation für die geplante Erweiterung der Linie U5 West.

Um der vielschichtigen Aufgabenstellung gerecht zu werden, gilt es zunächst das Projektgebiet und seine Bevölkerung, die Medienlandschaft, die Struktur des bürgerschaftlichen Engagements und das gesellschaftliche und politische Meinungsbild aus möglichst vielen Blickwinkeln zu untersuchen.

Natürlich sind direkte Anwohner*innen im Trassenkorridor unmittelbarer vom Projekt betroffen, als Münchner*innen am anderen Ende der Stadt. Doch ein Großthema, wie der Ausbau des ÖPNV betrifft – spätestens, wenn es ums Geld geht – alle. Mieter*innen entlang der Trasse haben andere Interessen und Bedenken als Eigentümer*innen. Das Bedürfnis nach Information und Beteiligung variiert innerhalb diverser demografischer und gesellschaftlicher Strukturen. Gleichzeitig besteht bei Stakeholdern und Organisationen aus Politik, Verbänden, Wirtschaft, Medien, Zivilgesellschaft etc. eine Vielzahl an Interessen, Meinungen und Haltungen zum Projekt, die erkannt, verstanden und in den Projektkontext gesetzt werden müssen.

Dafür kommen verschiedene Analysetools zum Einsatz, deren Ergebnisse wo immer möglich und sinnvoll miteinander verknüpft werden:

Eine repräsentative Bevölkerungsbefragung, die in Zusammenarbeit mit dem statistischen Amt der Landeshauptstadt München durchgeführt wurde, gibt einen wertvollen Einblick in die Kenntnisse, Einstellungen, Befürchtungen, Wünsche und Prioritätensetzung der Bevölkerung zum Thema ÖPNV-Ausbau und der Erweiterung der U5.

Darüber hinaus offenbaren mikrogeografische Untersuchungen der Bevölkerung in unmittelbarer Umgebung der geplanten Trasse, im lokalen Umfeld der tangierten Bezirke und der Stadt München insgesamt Unterschiede, die in die Kommunikations- und Partizipationsplanung einfließen und es erlauben, mehr Menschen besser zu erreichen.

Frequenz, Art und Ton der Berichterstattung zur U5-Erweiterung, zu anderen aktuellen und vorangegangenen Infrastruktur-Projekten in der Region sowie zum Thema ÖPNV generell werden einerseits mit einer systematischen Medienanalyse und andererseits mit einem Social Media-Monitoring analysiert. Dies liefert einerseits einen weiteren Blick auf die Präsenz der Themen und wie die Meinungsbildung zu ihnen abläuft. Andererseits sind diese Erkenntnisse essenziell für die Planung von Krisenkommunikation.

Wie bei allen anderen Aspekten eines Projekts geschieht die Kommunikationsplanung aber auch stets vor dem Hintergrund begrenzter personeller, zeitlicher und finanzieller Kapazitäten. Hier eröffnet die Stakeholder-Netzwerkanalyse Ansätze zur möglichst effizienten Erreichung aller wichtigen Stakeholder(-gruppen) und Organisationen – z. B. über die Ansprache zentraler Akteure mit großer Reichweite und Brückenfunktion.

Das wahre Potenzial dieses Methodenmix‘ entfaltet sich dann in der Zusammenführung der Erkenntnisse der einzelnen Analyseteile. Das Ergebnis ist eine solide Grundlage für die Planung und Umsetzung von räumlich und inhaltlich differenzierter Information, Kommunikation, Bürgerbeteiligung und Krisenprävention. Hier bestätigt sich der Aphorismus, dass das Ganze größer ist als die Summe seiner Teile.

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